Quadratproben der Streuschicht wurden mit einem 25 x 25 cm² (= 1/16 m²)-Stechrahmen genommen. Der Rahmen wurde fest auf den Boden aufgedrückt, Bodenschichten und Ästchen entlang des Rahmens mit einem scharfen Messer zerschnitten, und der Rahmen dann bis zum Mineralboden eingedrückt. Anschließend wurde der Oberboden bis zur Humusschicht in Polyäthylenbeutel gefüllt und zur weiteren Bearbeitung (Handauslese oder Hitzeextraktion) ins Labor gebracht.
Bei Quadratproben mit Trennung der oberen und unteren Streuschicht wurde die obere Schicht weitgehend unzersetzter Blätter (L- und obere F-Schicht) getrennt von der unteren (F- und obere H-Schicht) entnommen. Bei schichtgetrennten Proben wurden immer zwei unmittelbar aneinanderliegende 25 x 25 cm²-Quadrate zusammengefaßt, so dass die Grundfläche bei diesen Proben 50 x 25 cm² (= 1/8 m²) beträgt.
An einem Termin wurden jeweils 8 Proben gesammelt.
Als Hauptmethode zur Gewinnung der Streufauna wählte ich die Hitzeextraktion von Streuproben im Kempson-Apparat (KEMPSON et al. 1963). Die Extraktionsdauer betrug 14 Tage. Für den Temperatur- und Feuchteverlauf ist beispielhaft eine Extraktion angegeben (Tab. 3). Tötungs- und Fixierungsflüssigkeit war Pikrinsäure (ca. 2 Teile gesättigte Pikrinsäure und ein Teil Wasser) mit etwas Detergens (Agepon). Nach der Extraktion wurden die Chilopoden über 10%iges Formalin (einen Tag oder länger zum Nachhärten) in 70 % Alkohol überführt.
Zur Gewinnung von Tieren für Darminhaltsanalysen und zur Feststellung der Narbenhäufigkeit in einer Lithobiidenpopulation war es nötig, Chilopoden unter Umgehung der 2-wöchigen Extraktionszeit zu fangen. Hierzu wurde die Streuprobe im Labor bei elektrischem Licht in kleinen Proben in einer 50 x 50 cm² großen Metallwanne ausgelesen bzw. ausgesiebt (6,3 mm Maschenweite). Gefangene Tiere wurden in 70 % Alkohol getötet und fixiert. Bei Proben im Rahmen des Standard-Erfassungsprogramms wurde die so durchgesehene Streu dann nochmals im Kenpson-Apparat extrahiert.
Bei der Nachextraktion von Hand ausgelesener Streuproben zeigte sich immer, dass Chilopoden übersehen worden waren. Tabelle 4 gibt an, wie groß der Erfassungsfehler bei der Streu-Handauslese ist. Die Größe des Fehlers liegt zwischen 3 % und 90 %. Dabei wird die Art Lithobius (Monotarsobius) curtipes deutlich stärker übersehen als Lithobius mutabilis (Χ²-Test, P< 0,01). Nur durch sehr gründliches, zeitaufwendiges Aussieben der Probe ließ sich zumindest für die epimorphen Stadien ein Fehler von weniger als 10 % erreichen.
Zur Überprüfung der Wirksamkeit der Hitzeextraktion wurden Chilopoden in bekannter Anzahl aus ausgetrockneter und wieder befeuchteter Laubstreu extrahiert. Die Ergebnisse sind in Tabelle 5 dargestellt. Nur bei den anamorphen Lithobius-Entwicklungsstadien ist die Extraktionseffektivität deutlich unter 100 %. Das kann seine Ursachen möglicherweise in einer Beeinträchtigung der Tiere durch den Fang (Aussieben) haben (s. Tab. 6 und folgenden Absatz) so dass es berechtigt erscheint, eine hundertprozentige Extraktionseffizienz des Kempson-Apparates für Chilopoden anzunehmen.
Hat eine vorherige Handauslese Einfluß auf das Extraktionsergebnis einer Probe? Zur Klärung dieser Frage wurden an 5 Terminen (Juli - November 1980) jeweils 4 der 8 Proben direkt in den Kempsonapparat gegeben, aus den anderen 4 Proben las ich vorher von Hand die Spinnen über 5 mm Körpergröße, die Staphyliniden über 1 cm Körpergröße und die Chilopoden aus und gab die Proben dann in den Kempsonapparat. Im statistischen Vergleich der beiden Methoden (Tab. 6) zeigt sich für Collembolen (v. a. entomobryide Collembolen über 7 mm Körpergröße) und anamorphe Lithobius curtipes (L2-L4) eine geringere Ausbeute nach vorheriger Handauslese der Proben. Die Entfernung der räuberischen Chilopoden, größeren Spinnen und Staphyliniden führte bei keiner der potentiellen Beutegruppen zu höheren Fangzahlen der handausgelesenen Proben im Vergleich zu den direkt in den Extraktionsapparat gegebenen.Um die genauen Aufenthaltsorte der Chilopoden im Waldboden festzustellen vereiste ich Flächen durch Übergießen nit flüssigem Stickstoff. Dazu wurde ein Blechrahmen mit 20 x 20 cm² Grundfläche und 30 cm Höhe mit Hilfe eines scharfen Messers bis in die Mineralbodenschicht eingedrückt. Nach 12 bis 14 Stunden wurden in diesen Rahmen 2 bis 4 Liter flüssigen Stickstoffs gegossen. Der Boden vereiste hierbei sofort bis zu einer Tiefe von ca. 10 - 12 cm. Ein Einbetten solcherart fixierter Proben in Gelatine nach der Methode von ANDERSON & HEALEY (1970) wurde von mir versucht, erbrachte aber keine befriedigenden Ergebnisse. Die Untersuchung erfolgte deshalb manuell durch vorsichtiges Abheben und Durchmustern der Blätter. Die Methode ist sehr zeitaufwendig (für eine 20 x 20 cm²-Probe brauchte ich 6 Stunden) und deshalb nicht für quantitative Untersuchungen geeignet.
Zur Klärung spezieller Fragen (Nahrungsspektrum, Räubereinfluß etc.) wurden weitere Methoden angewandt, die an den entsprechenden Stellen im Text zusammen mit den Ergebnissen beschrieben werden.
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