Normalerweise versuchten wir, unsere Heizkosten zu senken, indem wir uns aufs geheizte Wohnzimmer beschränkten und andere Funktionsräume nur kurz aufsuchten (zum Teil kurzfristig beheizt). Wenn Gäste bei uns übernachteten, wurde mehr geheizt - da, wo sie untergebracht waren, aber auch in der Küche und im Bad. Wenn wir übers Wochenende oder länger verreist waren, waren die Heizkörper in der Küche und im Bad auf niedrige Temperaturen eingestellt und der Kachelofen blieb natürlich auch kalt.
Die Zeit zwischen dem 20. Dezember und dem 15. Januar (Wetterphase 4) ist für die Betrachtung des Effekts von Besuch und Abwesenheit besonders gut geeignet. Vom 21. bis 27. Dezember hatten wir Besuch, vom 12. bis 15. Januar waren wir verreist. Die Außentemperaturen waren in Wetterphase 4 relativ mild und die 88 Messwerte während unserer Abwesenheit unterscheiden sich nur wenig von den 138 Messwerten während wir Besuch hatten und von den 423 Messwerten aus der Zeit des "allein"-Normalzustands.
Außentemperaturen während der Wetterphase 4 in den Zeiten, wo die Wohnung unbewohnt war ("abwesend", Median = 7,45°C), wo wir sie allein bewohnten (Median = 8,8°C) und wo Gäste bei uns wohnten ("Besuch", Median = 8,0°C).
Zu meiner Überraschung zeigt sich bei den Temperaturen auf dem ungeheizten Dachboden (Speicher) ein deutlicher Besuchseffekt.
Stündlich gemessene Temperaturen auf dem Dachboden in den Zeiten unserer Abwesenheit (Median = 9,1°C, während wir allein in der Wohnung waren (Median = 10,8°C) und während des Logierbesuchs vom 21.-27. Dezember (Median 12,1°C).
Als wir vom 18.-23. Februar noch einmal Logierbesuch hatten (bei Außentemperaturen zwischen 7 und 8 °C) war es auf dem Dachboden mit 11,6°C in der Besuchszeit ebenso kalt wie während der Wetterphase 8 ohne Besuch (11,8°C). Über die Weihnachtstage waren viele an den Dachboden angrenzende Räume geheizt. Auch das von mir früher als Büro genutzte Gästezimmer wurde wieder als PC-Arbeitsplatz genutzt.
Tagesmittelwerte der Außentemperatur (T), auf dem Dachboden (D), im angrenzenden Gästezimmer/Büro (I) und in den darunter liegenden Räumen N und S im 1. Stock während des weihnachtlichen Besuchs.
Betrachtet man die Tagesmittelwerte der Temperaturen in diesen Räumen, so fällt die Parallelität der Kurven I und D auf. Spricht dafür, dass ich früher für die Büronutzung des Dachbodens unverhältnismäßig viel Energie verbraucht habe. Der Dachboden liegt über der zweiten Wohnung. Auch dort gab es über die Weihnachtstage Familienbesuch. Man kann vermuten, dass dort ebenfalls Räume im 1. Stock mehr als sonst geheizt wurden. Das könnte sich auch noch auf den darüber liegenden Dachboden ausgewirkt haben. Im Februar wurde der Raum I nicht geheizt.
Im Wohnzimmer, in der Küche und im Bad machte sich vor allem das Wegfallen der Ofenheizung und des Runterstellen der Heizkörper während unserer Abwesenheit bemerkbar (folgende Diagramme). Das zusätzliche Heizen bei Besuch steigerte die mittleren Temperaturen um jeweils ungefähr 1 °C in Wohnzimmer (auf 21°C), Küche (auf 19,6°C) und Bad (auf 17,4°C). Die Temperaturen bei Abwesenheit lagen dagegen 3 bis 4°C niedriger.
Man erkennt, dass in N und S für Schreibtischarbeiten die Thermostatventile kurzfristig höher gestellt wurden. Im übrigen war der Thermostat in S auf 13°C und in der Küche auf 15°C eingestellt. Im Vergleich zur Außentemperatur (T, blaue Linie) wird deutlich, wie viel kleiner die Spanne zwischen behaglich und unerträglich bei der Raumtemperatur ist.
Im nächsten Kapitel wird versucht, aus der Geschwindigkeit des Abkühlens Rückschlüsse auf die Wärmeisolation der Räume zu ziehen.