Untersuchungen zur Koexistenz verschiedener Chilopodenarten im Waldboden
Dissertation zur Erlangung des naturwissenschaftlichen Doktorgrades
der bayerischen Julius-Maximilians-Universität Würzburg
vorgelegt von
Heinz-Christian Fründ
aus Strang (jetzt Bad Rothenfelde)
Würzburg, 1983
Die Chilopodenfauna der Wälder zeigt eine sich wiederholende Grundstruktur. Die 9 Lithobiomorpha- und 2 Geophilomorpha-Arten umfassende Artengemeinschaft eines Buchenaltbestandes wurde näher untersucht. Für ihre Koexistenz scheint die räumliche Sonderung der verschiedenen Arten die Hauptrolle zu spielen.
Die Lithobiidenarten haben alle ein sehr ähnliches Beutespektrum, das sich aus Collembolen, Enchytraeen, Milben, kleinen Spinnen und Dipteren zusammensetzt. Die Gründe für ein Fehlen von Nahrungsspezialisten unter den Lithobiiden werden diskutiert.
Die jährliche Gesamtmortalität der beiden häufigsten Arten Lithobius mutabilis und L. curtipes wird auf 50 - 80 % geschätzt. Sie entspricht in ihrer Größenordnung dem Räubereinfluß durch Spinnen (Gattungen Amaurobius und Coelotes). Kleinsäuger spielen eine untergeordnete Rolle als Chilopodenregulatoren im Buchenwald. Kannibalismus und/oder Fraß durch congenerische Lithobiiden konnte nachgewiesen werden.
Die Dominanz der häufigsten Art Lithobius mutabilis wird für das Untersuchungsgebiet als die eines relativen Generalisten gedeutet, der in einem Teil seines Aufenthaltsbereiches der Konkurrenz durch den im Gebiet stärker spezialisierten Lithobius curtipes ausgesetzt ist. Es wird diskutiert, ob die Chilopoden-Artengemeinschaft im Untersuchungsgebiet ökologisch gesättigt ist.
Die drei ersten Jahrgangsklassen von Lithobius mutabilis sind voneinander in ähnlichem Ausmaß wie koexistierende Arten morphologisch gesondert. Das Konzept der Betrachtung von Altersklassen als "ökologische Arten" wird nach Diskussion verworfen, und die Größenunterschiede werden auf die jahreszeitlichen Veränderungen der Umweltbedingungen zurückgeführt.