Hier kann man sich die
Staatsexamensarbeit herunterladen
(mit Schreibmaschine getippt!)
Und hier einige Ergebnisse mit neuer Technik aufbereitet.
Experimente im Klimakeller des Zoologischen Instituts in Heidelberg. Eigentlich eine Notlösung. Mein Betreuer Michael Mühlenberg hatte für meine Staatsexamensarbeit vorgeschlagen: „Untersuchen Sie, ob die Wollschweber (Bombylidae) ihre Eier mit Sand umhüllen, um sie vor Ameisenfraß zu schützen“. (Mühlenberg hatte in seiner Dissertation den faszinierenden Apparat beschrieben, mit dem Wollschweberweibchen erst Sand vom Boden aufpinseln, ihn dann in einer Körpertasche sammeln und schließlich die Eier damit panieren, bevor sie sie im Flug an den Brutlöchern solitärer Bienen abwerfen.) Das Projekt scheiterte unter anderem daran, dass mir nur Eier von Stubenfliegen zur Verfügung standen. Eine Beschaffungstour zu Biologen am Mont Ventoux vermittelte zwar ein wunderbares Erlebnis südfranzösicher Gastfreundschaft, aber es brachte auch das Aus für das Arbeitsthema, denn es gab dort bereits ein eingereichtes Manuskript zu der Frage.
So stellte Herr Mühlenberg mir den Klimakeller im Zoologischen Institut und seine 16 mm Filmkamera mit Einzelbildschaltung zur Verfügung und hoffte, dass ich etwas zum Zusammenleben der Ameisen in der „Sandhäuser Düne“ bei Heidelberg herausfinde. Es war inzwischen Ende September. Herbst und Winter standen vor der Tür. Ich sammelte Ameisenvölker (wie kommt man nur an die Königin!) und siedelte sie in Kunstnester aus Gips um. Die Institutswerkstatt baute mir eine große Arena aus Holz und Blech, an die ich die Kunstnester anschließen konnte. Wie verhalten sich die Ameisen, wenn sie aufeinander treffen? Schließlich schaltete ich die Ansprüche noch weiter zurück. Einfach nur registrieren, wie die Ameisen das Nest verlassen, wenn ihnen ein Schälchen mit Honigwasser angeboten wird.
Nun wurde gebastelt. Das Bild zeigt den Versuchsaufbau. 1974 war eine Zeit ohne Smartphones, ohne PCs, ohne allgegenwärtige Sensoren. Meine Eltern schickten mir den Elektronikbaukasten aus meiner Jugendzeit. Ich besorgte Relais und andere Bauteile bei einem Elektronikshop. Und der Techniker in der Institutswerkstatt war eine echte Hilfe. So entstanden aus Glühbirnchen, Glasbruchstücken, gebogenen Glasstäben und Fototransistoren Lichtschranken. Mit den Anleitungen des Elektronikbaukastens hatte ich einen Schaltkreis entworfen, der alle 9 Minuten eine Einzelbildschaltung der Filmkamera auslöste. Dann gings in die Dunkelkammer zum Film entwickeln, die Ameisen auf den Einzelbildern des Films wurden mit dem Stereomikroskop gezählt. Die abgelesenen Zahlen habe ich damals von Hand auf Millimeterpapier gezeichnet - PCs und Excel gab es ja nicht.
Inzwischen gibt es Mini-Lichtschranken als Standard-Bauteile. Wer braucht Filmkamera, Einzelbildschaltung und Dunkelkammer, wenn es digitale Kameras gibt? Und im Internet trifft sich eine ganze Community für die Haltung von Ameisen als Haustiere. Es gibt ein Ameisenforum und mehrere Ameisenshops. Kurz: die Zeiten haben sich geändert.
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